Adhan im Islam
Adhan ist der öffentliche Gebetsruf im Islam und kann mit „Ankündigung“ übersetzt werden. Fünfmal täglich wird er traditionell in arabischer Sprache ausgerufen und markiert damit Eintreten der Gebetszeit und den Aufruf an die Gläubigen zum gemeinsamen Ritualgebet. Linguistisch gesehen kommt Adhan von ‚adhina‘ und bedeutet ursprünglich so viel wie zuhören und informiert sein.
Historisch kann der erste Gebetsruf der Zeit um 623 zugeordnet werden. Dies ist der Zeitraum kurz nach der Auswanderung ‚Hidschra‘ und wird mit n.d.H. (nach der Hidschra) abgekürzt. Gemäß der Schia soll er zum ersten Mal durch Bilal al-Habaschi erfolgt sein, einem freigelassenen abessinischen Sklaven und engem Vertrauten des Propheten Mohammed. Gabriel sei mit dem Gebetsruf im Auftrag Allahs zu dem Propheten gekommen, woraufhin dieser seinen Vertrauten Bilal damit beauftragte und zum ersten Gebetsrufer bestimmte. Anders hingegen gestaltet sich der geschichtliche Hintergrund bei den Sunniten. Hier soll eine nicht näher bestimmte Person dem Propheten Mohammed von einem Traum erzählt haben. In diesem Traum sei dieser Person der Gebetsruf beigebracht worden. Da der Prophet ohnehin über eine Möglichkeit des Gebetsrufes als Alternative zum Horn der Juden und zum Glockengeläut der Christen nachdachte, habe er daraufhin diesen Aufruf zum Ritualgebet befürwortet.
Muezzin
Ausgerufen wird der Adhan durch den Muezzin. Dieser steht dabei heutzutage in den großen Moscheen auf dem Minarett. In kleineren Moscheen kann der Ruf auch vom Eingang aus oder von der Gebäudeseite aus erfolgen. Oft geschieht dies über Lautsprecher, um den Stadtlärm zu übertönen. In Deutschland muss sich der Adhan an das Bundes-Imissionsschutzgesetz halten, in dem der Schutz vor schädlichen Umwelteinflüssen wie beispielsweise Geräuschen geregelt ist. Hier kommt es immer wieder zu Kontroversen, weshalb die Umsetzung des Gebetsrufes regional variieren kann. Der Muezzin ruft die Gläubigen mit dem Adhan zu dem Ort des Gebetes, wohingegen kurz vor dem Beginn des Gebetes der sogenannte Iqama, also der Gebetsaufruf, in der Moschee erklingt. Dieser gleicht dem Gebetsruf bis auf eine zusätzliche Zeile.
Der Adhan ähnelt einem Singsang, wobei die musikalische Betonung stark variieren kann, da sie nicht festgelegt ist. In keiner muslimischen Rechtsschule existiert eine unabdingbare individuelle Verpflichtung zum Gebetsruf und er ist auch keine Voraussetzung für die Gültigkeit des Ritualgebets. Es handelt sich vielmehr um eine Empfehlung. Bei der hanbalitischen und der malikitischen Rechtsschule gibt es jedoch ein paar fragwürdige Feinheiten, die den Adhan unter gewissen Umständen und Rahmenbedingungen als Verpflichtung betrachten. Da er jedoch überwiegend als Empfehlung betrachtet wird, soll er niemals in einer mehrheitlich nichtmuslimischen Gesellschaft gegen den Willen der Bevölkerung erfolgen und ertönt bis auf wenige Ausnahmen überwiegend nur in Ländern mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung. Bei allen Rechtsschulen beinhaltet er jedoch immer das Glaubensbekenntnis sowie die Größenpreisung Allahs.
Gemeinsam beten
Die Gemeinschaft nimmt bei Muslimen einen hohen Stellenwert ein, daher beten sie meistens mit anderen zusammen und finden sich dafür in der Moschee oder in islamischen Gebetsräumen ein. Dort wird es oft sehr eng und sie stehen dabei Schulter an Schulter in engen Reihen hintereinander, den Blick stets gen Mekka gerichtet. Während der Gebetszeiten betet der Imam laut die entsprechenden Suren oder Abschnitte aus dem Koran vor und verrichtet die verschiedenen Körperhaltungen. Die Gläubigen folgen ihm nach.
Die fünf täglichen Ritualgebete sind für einen erwachsenen Muslim eine religiöse Pflicht und eine täglich wiederkehrende innere Läuterung. Die festen Gebetszeiten am Tag einzuhalten, lässt sich nicht immer mit der Arbeit, Schule, Ausbildung oder Studium vereinen. Daher können die Gebete auch an anderen Orten erfolgen. Aber auch dort wird Richtung Mekka gebetet und zu Allah gesprochen. Im Internet gibt es heutzutage Portale, die die Gebetsrichtung anhand der jeweiligen Ortsangabe ausrechnen und Pläne erstellen. Damit jeder Muslim sicher sein kann, Richtung Mekka zu beten, falls er gerade keine Moschee besuchen kann.
Moscheen und Adhan in Deutschland
Über die Anzahl der Moscheen und islamischen Gebetsräume in Deutschland gibt es keine exakten statistischen Daten. Dies hat einen simplen juristischen Hintergrund: Für Religionsgemeinschaften gibt es laut der deutschen Verfassung keine Registrierungspflicht. Und solange diese nicht Körperschaften des öffentlichen Rechts sind, werden sie nicht registriert. Im Übrigen wie die buddhistischen Tempel in Deutschland auch.
Die Moscheen in Deutschland registrieren sich nach dem Vereinsrecht. Dabei entscheiden sie selbst, ob sie komplett selbständig bleiben oder sich einem größeren Verband anschließen. Dies erklärt, warum die Anzahl der Moscheen in Deutschland nur geschätzt werden kann.
Laut einer Schätzung der Zeitung ‚Die Zeit‘ aus dem Jahr 2016 gibt es in Deutschland rund 2750 Moscheen. Viele davon liegen in Hinterhöfen und sind nicht öffentlich sichtbar. Da der Islam weniger hierarchisch organisiert ist wie andere Religionen, können beispielsweise gläubige Freunde zusammen einen Gebetsraum einrichten. Dieser ist dann nicht öffentlich sichtbar und wird auch höchstwahrscheinlich statistisch nicht erfasst.
Sozialer Treffpunkt
Die Bedeutung des Wortes Moschee kommt von dem arabischen ‚masdschid‘ und bedeutet ‚Ort der Niederwerfung‘. Doch dabei ist eine Moschee weit mehr als der Ort der täglichen fünf islamischen Ritualgebete. Hier findet darüber hinaus lebenspraktische und politische Wertevermittlung im Sinne des Islam statt. Für viele ist die Moschee auch ein wichtiger sozialer Treffpunkt. Obwohl die Ritualgebete grundsätzlich nicht an die Moscheen gebunden sind. Auch an anderen Orten durchgeführt werden können, wird durch den Moscheebesuch die Zugehörigkeit zur muslimischen Gesellschaft ausgedrückt. Ausgenommen ist das Freitagsgebet, das nur in einer Moschee durchgeführt Gültigkeit besitzt.
Zu den größten Moscheen in Deutschland gehören die Zentralmoschee in Köln sowie die Merkez-Moschee in Duisburg. Die 2018 eingeweihte Zentralmoschee des DITIB (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion) im Kölner Stadtteil Ehrenfeld bietet 1200 sunnitischen Gläubigen Platz. Diese Moschee besitzt zwei Minarette mit jeweils einer Höhe von 55 Metern. Sie ist ein moderner und imposanter Bau aus viel Glas und Stahl und beherbergt zusätzlich eine Bibliothek sowie Seminar- und Schulungsräume.
Die Merkez-Moschee in Duisburg gehört ebenfalls dem Dachverband DITIB an und wurde 2008 im traditionellen osmanischen Stil erbaut. Der Gebetssaal fasst 800 Personen, auf der dazugehörigen Empore finden weitere 400 Gläubige Platz. Die Minarett Höhe beträgt 34 Meter, wobei hier auf den Adhan außerhalb des Gebäudes verzichtet wird.